Wednesday, June 20, 2007

Priceless

Eigentlich gehts hier ja nur um meine Zeit in Kalifornien und was ich hier so treibe. Aber nachdem ich die letzten zwanzig Minuten aus einem Lachkrampf nicht mehr rausgekommen bin und jetzt mit schmerzendem Zwerchfell gekrümmt über der Tastatur hänge, sehe ich mich doch genötigt mal eine Ausnahme zu machen.
Die Amerikaner gelten ja als das dickste Volk der Welt und angesichts des Nahrungsangebotes hier mit dem Schwerpunkt auf Fast-Food und Süßkram kann ich das auch gut nachvollziehen. Aus dem gleichen Grund kann ich auch verstehen, warum ist so schwer ist, hier nicht übergewichtig zu werden und warum jede Art von Schlankheitspillen hier extrem populär ist.
Eine der Pillen dieser Gattung ist nun alli. alli ist hier anscheinend vor kurzem auf dem Markt gekommen und sorgt dafür, dass der Körper einen Teil des Fettes, das man isst, nicht aufnimmt, sondern wieder ausscheidet. Man kann also wie gewohnt weiter Burger futtern, soll aber mit Hilfe von alli trotzdem abnehmen. Äußerst bequem. Und mit dem Attribut bequem kann man in den USA alles verkaufen.
So verkauft sich alli also inzwischen prächtig, und das obwohl der Hersteller relativ unverblümt eine klitzekleine Nebenwirkung von alli hinweist (Warnung - ich empfehle nicht weiterzulesen, wenn man gerade etwas isst, oder demnächst etwas essen will; es wird ein wenig unappetitlich):
  • Blähungen
  • Durchfall
  • Unkontrollierbarer Stuhlgang
Und zwar passiert das nicht nur einem Patienten von tausend, die Warnungen sind dermaßen deutlich formuliert, dass man sich fast sicher sein kann, selbst betroffen zu sein. Der Hersteller von alli geht sogar soweit, seine Kunden davor zu warnen, sich in den ersten Tagen der Einnahme der Pille in die Öffentlichkeit zu bewegen. Er rät allen Ernstes dazu, dass wenn man zur Arbeit geht, dunkle Hosen zu tragen und einen zweiten Satz Kleidung zum Wechseln dabei zu haben. So sicher ist es, dass man sich in die Hosen macht! Und dennoch verkauft sich alli wie geschnitten Brot.
Ich empfehle unbedingt die Lektüre dieses Artikels, der die Packungsbeilage dieses Medikaments mit grandiosem Humor in allen Einzelheiten auseinandernimmt. Ich habe schon lange nicht mehr so gut gelacht! Leider ist er auf Englisch, aber wer dessen mächtig ist, wird wahrlich belohnt.

Der Artikel schließt mit dem schönen Worten:
To me, this is the ultimate evidence that western society is utterly fucked.
Ein Eindruck, dessen man sich auch hier in Los Angeles, wo einem statt der Werbebeilage vom Mediamarkt das Sonderangebot zur Brustvergrößerung inklusive gratis Fettabsaugung aus dem Briefkasten entgegenfällt und 50% der Nachrichten sich nur darum drehen, wie Paris Hilton ein paar Tage für Fahren ohne Führerschein im Gefängnis zubringt und dabei bald zwangsernährt werden muss, weil sie nichts essen will (hey - hier schließt sich der Kreis), manchmal nur schwer erwehren kann.

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